"Faust. Eine Tragödie" (auch Faust. Der Tragödie erster Teil oder Faust I) von Johann Wolfgang Goethe gilt als das bedeutendste und meistzitierte Werk der deutschen Literatur. Die 1808 veröffentlichte Tragödie greift die Geschichte des historischen Doktor Faustus auf und wird in Faust II zu einer Menschheits-Parabel ausgeweitet.
Heinrich Faust, wie sein historisches Vorbild Johann Georg Faust (ca. 1480–1538) ein angesehener Forscher und Lehrer zu Beginn der Neuzeit, zieht eine selbstkritische Lebensbilanz und kommt zu einem doppelt niederschmetternden Fazit: Als Wissenschaftler fehle es ihm an tiefer Einsicht und brauchbaren Ergebnissen und als Mensch sei er unfähig, das Leben in seiner Fülle zu genießen. Tief deprimiert und lebensmüde geworden, verspricht er dem Teufel Mephisto seine Seele, wenn es diesem gelingen sollte, Faust von seiner Unzufriedenheit und Ruhelosigkeit zu befreien. Mephisto schließt mit Faust einen Pakt in Form einer Wette, verwandelt ihn zurück in einen jungen Mann, nimmt ihn mit auf eine Reise durch die Welt und hilft ihm, die Liebschaft mit der jungen Margarete (Gretchen) einzufädeln. Als diese dann ein uneheliches Kind zur Welt bringt, tötet sie es, aus Verzweiflung halb wahnsinnig geworden, und wird verhaftet. Faust, der sie mit des Teufels Hilfe vor der Hinrichtung retten will und vergeblich versucht, sie zur Flucht zu überreden, muss sie schließlich ihrem Schicksal und der Gnade Gottes überlassen.